Wie viele Farben braucht es, um verschiedene Welten zu erschaffen?

Sylvia Köberling bringt „Farbwelten“ ins Seniorenzentrum.

Für Künstlerin Sylvia Köberling können es gerne viele sein. In ihrer Ausstellung „Farbwelten“ im Seniorenzentrum Bürgerheim Weil der Stadt zeigt sie, wie vielfältig die Antwort auf diese Frage sein kann. Köberling lässt die Besucher:innen mit ihren Werken in verschiedene Welten eintauchen: Von expressiven Porträts bis hin zu abstraktiven Kompositionen füllt sie das Haus mit lebendigen Farben und schafft damit neue Eindrücke und für Gesprächsstoff, auch unter Bewohner:innen.

Am vergangenen Freitag öffnete das Seniorenzentrum Bürgerheim seine Türen zur Vernissage von „Farbwelten“. Sylvia Köberling, Künstlerin und Mitarbeiterin der Keppler-Stiftung, präsentiert hier 52 Werke und bringt damit eine inspirierende, farbenreiche Abwechslung in den bisher minimalistischen Neubau.

Zur Begrüßung stimmt Danilo Walter das klassische Stück „Amelie“ auf dem Piano an. Der Sozialdienstleiter war gemeinsam mit der Hausleitung Michael Elsner maßgeblich an der Organisation der Vernissage beteiligt. Der Begegnungsraum im Foyer ist gut gefüllt: Familie, Freund:innen, Angehörige, Arbeitskolleg:innen und Interessierte tauschen sich im Laufe des Abends in einem einladenden Ambiente aus.

Verbundleitung Thekla Thiede-Werner bedankt sich in ihrer Ansprache bei ihrer Künstlerkollegin für die Möglichkeit, ihre Bilder hier auszustellen und betont, wie wertvoll solche kulturellen Räume für das Leben im Seniorenzentrum sind: „Die Ausstellung bringt Farbe und Lebendigkeit ins Haus und ist eine schöne Bereicherung für die Bewohner:innen.“

Sylvia Köberling und ihre „Farbwelten“

Künstlerin Sylvia Köberling gewährt den Besucher:innen persönliche Einblicke in ihre künstlerische Laufbahn und ihre Leidenschaft für das Malen. „Schon als Kind habe ich gern gemalt und meine Mutter jedes Jahr zum Geburtstag mit einem gemalten Blumenstrauß beschenkt,“ erzählt sie. Ihre künstlerische Reise führt sie durch verschiedene Stilrichtungen und Techniken, die in ihrer aktuellen Ausstellung zu sehen sind: expressiv gestaltete Porträts, florale Werke, Tiermotive und abstrakte Kompositionen. „Mit meinen Bildern möchte ich positive Emotionen wecken,“ erklärt Köberling. Ihre Freude an kräftigen Farben und lebhaften Formen spiegelt sich in jedem Werk wider.

Diese Zeit zum Malen sei für sie sehr wichtig, weil sie dabei die Seele baumeln lassen kann. „Wenn ich male, brauche ich Ruhe. Es ist mein Rückzugsort. In diesen Momenten bin ich in meiner eigenen Bubble – in meiner eigenen Welt.“  

Sie bedankt sich herzlich bei den Kolleg:innen sowie bei dem Leitungsteam des Hauses, das ihr die Ausstellung ermöglicht. „Mein Dank gilt auch der Hausleitung Michael Elsner, der krankheitsbedingt nicht dabei sein kann, sowie allen, die heute hier sind“, sagt Köberling. Ihrem Mann spricht sie einen besonderen Dank aus – er unterstützt sie bei ihrer Arbeit und stellt die Holzrahmen für ihre Leinwände selbst her.

Ein kreatives Gedankenexperiment – Kunst zum Mitmachen

Bevor die Gäst:innen jedoch die Kunstwerke bestaunen dürfen, hat sich die Sozialdienstleitung etwas Besonderes einfallen lassen: ein kreatives Gedankenexperiment. Walter lädt alle dazu ein, sich mithilfe von Bleistift und Notizblock in eine Fantasiewelt zu begeben und diese auf Papier festzuhalten. „Jede:r ist kreativ und hat Ideen“, erklärt er und schafft so einen Moment, in dem die Besucher:innen ihre eigene Kreativität entdecken und festhalten können.

52 Kunstwerke auf zwei Stockwerken und vier Wohnbereichen

So eine Ausstellung sei nicht mal kurz gemacht, erzählt Köberling beim Rundgang durch die Räumlichkeiten. Aufgrund der Vielfalt – der Farbwelten – ist auch eine sinnvolle, ästhetische Kuration notwendig. Außerdem ist es ihr ein Anliegen, dass die Bewohner:innen ein Kunstwerk vor ihrer Tür vorfinden, das ihnen ein gutes Gefühl gibt, schließlich sind das ihre Wohnräume. „Während der Kuration bin ich immer wieder ins Gespräch mit den Senior:innen gekommen. Das ist ein schöner Nebeneffekt und ich schätze ihre ehrlichen Rückmeldungen zu meinen Bildern.“

Die Kunstwerke von Sylvia Köberling regen bereits zahlreiche Gespräche an. Ein Highlight ist sicher das sehr zutreffende Bild für die Sportecke, an dem Besucher:innen an dem Abend gerne länger verweilen. „Ich bin ein Fan von den Blumenbildern“, sagt eine Seniorin beim Abendessen. Auch das Beethoven-Porträt sorgt für interessante Unterhaltungen unter den Bewohner:innen. Während einer schmunzelnd meint, der Komponist blicke „ganz schön böse“, finden andere das Werk ausdrucksstark. Und so teilen die ein oder anderen ihre „Favoriten“.

Die Vielfalt der „Farbwelten“ bietet immer wieder neue Eindrücke und lädt dazu ein, über Kunst ins Gespräch zu kommen. „Farbwelten“ ist bis zum 31. Januar 2025 im Seniorenzentrum Bürgerheim Weil der Stadt zu sehen. Die Kunstwerke können auch erworben werden.