Die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung wünscht für die Bewohnerinnen, Bewohner und deren Angehörige in ihren Seniorenzentren eine angemessene Kultur des Sterbens und der Verabschiedung.
Die Lebens- und Sterbebegleitung leisten ganz wesentlich die Mitarbeitenden in der Pflege. Die Mitarbeitenden begreifen Sterben als letztes Stadium des Lebens. Sie wollen die körperlichen, emotionalen und religiösen Bedürfnisse des Sterbenden in spezifischer und angemessener Weise berücksichtigen sowie dem Sterbenden, seinen Angehörigen, Verwandten, Freunden und Bekannten die von ihnen gewünschte Form der Begleitung und des Abschieds ermöglichen. Die Mitarbeitenden bieten menschliche Nähe an, stehen als Gesprächspartner zur Verfügung und beantworten Signale des Sterbenden. Sie beachten mögliches Schmerzempfinden und reagieren angemessen in der Kommunikation und durch das Einbeziehen des behandelnden Arztes. Sie sorgen für Schmerzlinderung nach ärztlicher Anordnung.
Sterbebegleitung ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Die Einbindung der Angehörigen und Zugehörigen in die Sterbebegleitung entsprechend dem Wunsch des Sterbenden ist von besonderer Bedeutung. In der Erfahrung einer guten Fürsorge für den Sterbenden sowie durch begleitende Gespräche können Angehörige/Zugehörige Kraft für sich selbst schöpfen, die Ohnmacht in der Sterbephase und Trauer auszuhalten. Dadurch werden sie befähigt und ermutigt, ihren spezifischen Teil im Sterbeprozess zu übernehmen, z. B. Abbau von Schuldgefühlen, Auseinandersetzung mit eigenen Ängsten, Hilfen zum Umgang mit dem Sterbenden. Die gemeinsame Zuwendung der Angehörigen gegenüber dem Sterbenden fördert oft auch Prozesse eines neuen Zueinanders in der Familie.
Der Dienst von Hospiz- und Sitzwachengruppen in den Einrichtungen der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung wird ausdrücklich befürwortet. Durch die ehrenamtliche Mitarbeit können Bewohnerinnen und Bewohner auch über einen längeren Zeitraum menschliche Zuwendung und Begleitung erfahren. Freiwillige unterstützen häufig Angehörige bzw. treten an deren Stelle. Gleichzeitig entlasten sie das Pflegeteam bei der Sterbebegleitung.
Ein ansprechend gestalteter Raum des Abschieds ermöglicht in jedem Seniorenzentrum auch dann eine Verabschiedung vom Verstorbenen ohne Zeitdruck, wenn dies in den Zimmern oder Wohnbereichen nicht möglich sein sollte.
Insbesondere in der Sterbebegleitung als wesentlichem Teil des Lebens entsteht eine von Vertrauen geprägte Pflegebeziehung. Der würdevolle Umgang mit dem Körper des Verstorbenen und eine Kultur des Abschiednehmens sind die letzte Ehrerweisung für den Verstorbenen. Unter den Bewohnerinnen und Bewohnern bestehen und entwickeln sich nachbarschaftliche Beziehungen und freundschaftliche Kontakte. So ist es für Mitbewohnerinnen und -bewohner bedeutsam, dem Verstorbenen in einem würdevollen Rahmen ein ehrendes Gedenken zu geben. Gleichzeitig kann es für sie tröstlich sein zu erfahren, welche Wertschätzung der Person über den Tod hinaus entgegengebracht wird.
Mit Hilfe eines entsprechenden Umgangs mit Sterben und Tod wird unterstrichen: Zentral für den christlichen Glauben ist die Überzeugung, dass der Tod nicht Ende, sondern Beginn eines neuen Lebens ist.