Die Leitsätze der Keppler-Stiftung

Kirchliche Stiftung

Die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung wurde vom Caritasverband der Diözese Rottenburg Stuttgart e. V. zum 1. Januar 2000 als kirchliche Stiftung privaten Rechts gegründet. Dem Stifterwillen entsprechend sind die Grundlagen und Ziele katholischer Caritasarbeit in der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung verpflichtend. Die Mitgliedschaft der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung im Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V. stellt die bleibende Verbundenheit mit dem Stiftungsgeber sicher. 

Durch den Namensgeber der Stiftung, Dr. Paul Wilhelm von Keppler, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart von 1898 bis 1926, ist die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung auch in besonderer Weise mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart verbunden. Bischof von Kepplers soziales, karitatives und christliches Engagement bleibt für die nach ihm benannte Stiftung eine beständige Motivation, sich entschieden und kompetent für Menschen einzusetzen, die der Begleitung, Betreuung und Hilfe bedürfen. 

Die Kirchlichkeit der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung prägt ihre Visionen, ihre Leitbilder gelungenen Lebens sowie die Leitbilder menschenwürdigen Helfens. Die Texte der christlichen und katholischen Tradition stellen die wesentlichen Grundlagen hierfür dar: Altes und Neues Testament, katholische Soziallehre, katholische Sozialenzykliken, Zweites Vatikanisches Konzil, Diözesansynode der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Leitbild des Caritasverbands der Diözese Rottenburg Stuttgart.

Christliches Menschenbild

Aus der Betrachtungsweise des christlichen Glaubens heraus erschließt sich eine bestimmte Sicht des Menschen: Er ist Bild Gottes und damit ein Wesen, das Gott sich als sein Gegenüber geschaffen hat. Daher ist er mit einer einmaligen, unveräußerlichen Würde ausgestattet. Der Mensch ist geschaffen und berufen, um als leibhaftes, vernunftbegabtes, verantwortliches Geschöpf in Beziehung zu Gott, seinem Schöpfer, zu den Mitmenschen und zu allen Geschöpfen zu leben. Das ist gemeint, wenn vom Menschen als Person und von seiner Würde als Person die Rede ist (vgl. Art. 93 „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“, Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland, 1997).

Stiftungszweck ist der hilfebedürftige Mensch

Die Dienste und Einrichtungen der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung definieren sich aus den in der Satzung formulierten Stiftungszwecken:

  • Erziehung, Bildung, Beschäftigung, Heilbehandlung, Betreuung und Pflege von Menschen, insbesondere von behinderten, alten und kranken Menschen wie von Menschen, die auf andere Art benachteiligt sind oder auf die Hilfe anderer angewiesen sind.
  • Gewährung von Hilfen für Personen, die einer besonderen Unterstützung bedürfen.
  • Vorsorge gegenüber Problemlagen für Menschen. Hilfe zur gesellschaftlichen Integration für den oben genannten Personenkreis, sowie Förderung und Unterstützung der zwischenmenschlichen Beziehungen im Sinne der Solidarität und Subsidiarität.
  • Erkennung neuer Problemfelder, Entwicklung neuer und Weiterentwicklung vorhandener Hilfen sowie ihre Erprobung und Umsetzung für den genannten Personenkreis. 
  • Aus-, Fort- und Weiterbildung von Menschen, die sich um den genannten Personenkreis bemühen und Förderung ehrenamtlichen Engagements.


Leitbild einer gerechten und humanen Gesellschaft

Zum christlichen Menschenbild gehört auch die Vision von einer gerechten und humanen Gesellschaft. Eine gerechte Gesellschaft ist daran zu erkennen, dass jedem ihrer Mitglieder das Recht zukommt, als Person anerkannt zu werden und ein menschenwürdiges Dasein führen zu können. Des Weiteren schließt dies auch das Recht eines jeden ein, die grundlegenden materiellen und immateriellen Möglichkeiten zu haben, um sein Leben in eigener Verantwortung gestalten und bei der Gestaltung des Lebens der Gesellschaft mitbestimmen und mitwirken zu können. Gerechtigkeit in biblischem Sinn führt zu Strukturen und Bedingungen der Gesellschaft, die dem Individuum eine heile Existenz ermöglichen.

Die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung anerkennt in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Charta der Grundrechte der Europäischen Union (am 7. Dezember 2000 in Nizza unterzeichnet und verkündet) und die darin enthaltenen Aussagen zum Umgang mit hilfebedürftigen Personen.

Betreuung und Pflege sind Begegnung von Menschen

Die Arbeit in der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung ist zunächst Begegnung mit Menschen. Deshalb orientieren sich die Konzeptionen, Planungen und das konkrete Handeln am einzelnen Menschen, an seiner Biographie, seinen Wertvorstellungen, seinen Kompetenzen, seinen Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen sowie seinen individuellen Bedürfnissen.

Betreuung und Pflege als Fürsorge

Die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung geht in ihrem Leitbild von einer menschenwürdigen Betreuung und Pflege aus. Betreuung und Pflege als Dienstleistung bedeuten Begegnung zwischen Menschen. Begegnungen lassen sich nicht aufspalten in Körper und Seele, in Leib und Geist. Der Mensch ist unteilbar, auch dann, wenn der Körper nicht mehr vital ist. Betreuung und Pflege sind eine spezielle Form der menschlichen Fürsorge. Wo sie professionell geleistet werden, gestaltet sich diese Fürsorge nach fachlichen Richtlinien. 

Betreuung und Pflege als Dienstleistung

Die Dienste und Einrichtungen der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung sind Dienstleistungsunternehmen. Sie sind kompetente Zentren, die ambulante, teilstationäre und stationäre Dienstleistungen für Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf anbieten. Die Patientinnen und Patienten, die Klientinnen und Klienten, die Gäste, die Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörige sind die Kundinnen und Kunden der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung. Mit ihren Einrichtungen und Dienstleistungen stärkt die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung den Erhalt bzw. die Wiedererlangung von deren Selbstständigkeit. Die persönliche Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit wird solange wie möglich vorausgesetzt, angestrebt und erhalten: „Leben begleiten, Pflege gestalten“ lautet eine zentrale Aussage der Keppler-Stiftung.

Leitspruch

DAS GANZE LEBEN

Betreuung und Pflege haben den ganzen Menschen im Blick, und zwar in jeder Phase seines Lebens, in der er auf Unterstützung und Pflege angewiesen ist. Das ist Leitbild und Anspruch. Die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung bringt dies in ihrem Slogan

DAS GANZE LEBEN

zum Ausdruck. Er bringt ihr Wertversprechen zum Ausdruck: Der Mensch ist zu jeder Zeit als vollwertiges Subjekt und Individuum zu betrachten und mit Würde ausgestattet.

Verpflichtung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung lebt von der Kompetenz und dem Engagement ihrer Mitarbeitenden. Diese werden an den ihr Arbeitsfeld betreffenden Ziel- und Entscheidungsfindungen in Berücksichtigung der jeweils übertragenen Verantwortung beteiligt. Hierzu wird das Qualitätssicherungsverfahren QAP (Qualität als Prozess) als Regelverfahren angewandt. Die Initiative und Motivation der Mitarbeitenden wird gefördert. Die Führungskräfte pflegen einen kommunikativen und kooperativen Führungsstil. Die Zusammenarbeit mit der Mitarbeitervertretung erfolgt konstruktiv und ist von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit und Gemeinwesenorientierung

Um das Ziel einer möglichst hohen Kundenzufriedenheit erreichen zu können, fördert die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den ehrenamtlich Tätigen, mit den Förder- und Freundeskreisen, mit anderen ideellen und finanziellen Förderern, mit Vertretern der kirchlichen und kommunalen Gemeinden und mit weiteren Institutionen des sozialen Umfelds. Die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung bietet den Kostenträgern eine konstruktive Zusammenarbeit an. Mit anderen Trägern der Altenhilfe (bzw. entsprechender Arbeitsgebiete) strebt sie einen intensiven Erfahrungsaustausch an, um anstehende Herausforderungen gemeinsam bewältigen zu können.

Fachlichkeit, Professionalität, Kunden- und Mitarbeiterorientierung, wirtschaftliche Betriebsführung und das Ansehen in der Öffentlichkeit sollen als gleichwertige Elemente gefördert und umgesetzt werden. Im Mittelpunkt stehen der hilfebedürftige Mensch und die Anerkennung seiner Integrität und Autonomie.

Sozialpolitische Orientierung

Die Mitarbeitenden sowie die Menschen, die Dienst- bzw. Hilfeleistungen der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung in Anspruch nehmen, bewegen sich in sozialen Lebenswelten, gesellschaftlichen Zusammenhängen und ökonomischen Abhängigkeiten. Die Erbringung sozialer Dienstleistungen kann nicht ohne Wahrnehmung und Reflexion der realen gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen erfolgen. Die Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung hat neben der konkreten und personbezogenen Dienstleistung auch die Aufgabe, auf strukturelle Ungerechtigkeiten und Rücksichtslosigkeiten, auf Kontextbedingungen individuellen sowie kollektiven Leidens hinzuweisen. Hierzu gehört die Beteiligung an sozialpolitischen Entwicklungen und Prozessen mit dem Ziel der Benennung von gesellschaftlichen Widersprüchen sowie der Erarbeitung von Perspektiven zur Humanisierung.

Sindelfingen, 1. Juni 2017


Die Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen

Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf haben selbstverständlich die gleichen Rechte, wie alle anderen Menschen auch - wie sich diese Rechte aber im Alltag hilfe- und pflegebedürftiger Menschen widerspiegeln sollen, das fasst die deutsche Pflege-Charta zusammen. Sie ist von Vertreterinnen und Vertretern aus allen Bereichen der Pflege und der Selbsthilfe erarbeitet worden und ist eine der Grundlagen unserer Arbeit.“