Interreligiöser Dialog - Assisi 2023

Bannerfoto: crocodile / photocase.de

Gruppenbild mit Br. Niklaus Kuster an der Friedensglocke, Bosco di San Francesco.
Gruppenbild mit Br. Niklaus Kuster an der Friedensglocke, Bosco di San Francesco.

Donnerstag, 27.04.2023

Gestärkt und ermutigt zurück in den Alltag

Die letzten Tage waren für uns sehr eindrucksvoll. Viele Orte und Begebenheiten, die mit dem Heiligen Franziskus stehen, haben Eindruck hinterlassen. Die Tatsache, dass Franziskus vor über 800 Jahren bereits ein lebendiges Zeugnis für einen religionsübergreifenden Frieden und ein respektvolles Zusammenleben war, hat uns zutiefst beeindruckt. Nach drei intensiven Tagen der interreligiösen Gemeinschaft machten wir uns um 8 Uhr morgens auf den Rückweg in unseren Alltag; mit der Motivation weiterhin Brückenbauer:innen und Werkzeuge des göttlichen Friedens zu sein. Ganz herzlich danken wir unserem Referenten Bruder Niklaus Kuster von den Kapuzinern in Rappertswil/CH für die Begleitung unserer Interreligiösen Begegnung.

Gegen 20 Uhr trafen wir uns bei einem letzten gemeinsame Halt an der Raststätte im Hegau, wo wir uns voneinander herzlich verabschiedeten. Schon jetzt freuen wir uns auf ein Wiedersehen bei der nächsten Interreligiösen Begegnung im Oktober 2023.

Assisi | Mittwoch 26. April 2023


3. Tag: Geschwisterlichkeit ohne Grenzen

Franziskus schreibt nach seiner Entdeckung des Islams Rundbriefe an alle Menschen und dichtet den Sonnengesang: Seine prophetische Sicht der Menschheits- und Schöpfungsfamilie macht Assisi heute zu einer Stadt der Weltreligionen.

 

San Francesco | Assisi
San Francesco | Assisi

Unser letzter Tag der Spurensuche begann vor der Basilika San Francesco, der Kirche in welcher sich das Grab des Franziskus von Assisi befindet.

Schon der Vorplatz der Basilika war dabei von geschichtsträchtiger Bedeutung. Denn dieser Ort ist Schauplatz der Friedensgebete in Assisi, bei denen sich seit 1986 regelmäßig Vertreter aller großen Religionen einfinden. Die Anekdote von einer Friedenstaube, die sich auf das Handgelenk eines muslimischen Vertreters bei einem dieser Gebetstage niederließ, machte den Zauber, den dieser Ort mit sich trägt, lebendig.

In der Oberkirche der Basilika ließen schließlich Fresken erkennen, dass auch die Person des Franziskus im Laufe der Geschichte Gegenstand verschiedener Instrumentalisierungsversuche war. So wurde Franziskus in einem der Fresken als ein Mann dargestellt, der seinen Missionseifer gegenüber dem „ungläubigen“, ägyptischen Sultan Al-Kamil zum Ausdruck brachte, der also viel mehr als ein „Bekehrer“ auftrat, statt als ein vermittelnder Friedensbote im Zeitalter der Kreuzzüge.

In der abschließenden Austauschrunde am Nachmittag zeigte sich jedoch, dass dieses verzerrte Bild über Franziskus nicht sein wahres Wirken widerspiegelte, oder das, was seine eigenen Schriften und Sendschreiben beinhalteten.
In diesen schrieb er nämlich als „Bruder“ an „alle Menschen“ und durchbrach somit Grenzen von Kultur und Religion. Eine Vorgehensweise, die zu seiner Zeit als bahnbrechend bezeichnet werden konnte. 
Die Erklärung von Abu Dhabi im Jahre 2019 zwischen Papst Franziskus und Ahmad Al-Tayyeb war ebenso in diesem Lichte zu betrachten. Und so war es ein trefflicher Abschluss, dass Franziskus allen Teilnehmer*innen der Assisi-Fahrt mit seiner Rolle als Friedensbote und als Bruder in Erinnerung bleibt. Ein Erbe also, das von den Anhängern aller Religionen weitergetragen werden sollte. Ein Erbe, das alle Teilnehmer*innen mit nach Hause nehmen durften. „Das hoffen und suchen wir zu verwirklichen, um einen universalen Frieden zu erreichen, den alle Menschen in diesem Leben genießen können.“, so heißt es in der Erklärung von Abu Dhabi, die alle Teilnehmer*innen in gemeinsamer Runde miteinander, im schönen Garten der Unterkunft, verlasen.

„Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens!“ (Aus dem Friedensgebet des Franziskus von Assisi)

Martin Attar

San Francesco - Innenhof
San Francesco - Innenhof
Installation vor San Francesco
Installation vor San Francesco - Oliven als Zeichen Umbriens "das silberne Gold" - so werden Olivebnbäume bezeichnet
Friedensglocke der Weltreligionen
Der Abend in Assisi
Abend in Assisi

Assisi | Dienstag, 25. April 2023


2. Tag VerTIEFung: Leben aus dem Glauben

In seinem brüderlichen Wanderleben und seiner Friedensmission über alle Grenzen hinweg findet Franziskus besondere Orte der Stille. In einer Einsiedelei fasst er seine „schönsten Gottesnamen“ in ein Gebet. Ein frühes Beispiel interreligiösen Lernens, das uns durch diesen Tag hindurch inspiriert, den eigenen schönsten Gottesnamen nachzuspüren und Erfahrungen zu teilen.

Im heiligen Hain - Monte Luco

Die erste Etappe des Tages führt uns auf den Monte Luco – ein Berg, etwa 40 km von Assisi entfernt mit dem Heiligen Hain. Diesen lichten Wald mit uralten Steineichen haben Menschen schon vor 3.000 Jahren als einen spirituellen Ort empfunden. Ein Ort, an dem Himmel und Erde sich ganz nahe sind … Der Ort beherbergt eine Einsiedelei mit einer einfachen Kapelle. Franziskus hat diesen Ort der Stille oft aufgesucht, um im Gebet neu herauszufinden, wie sein Weg weitergehen soll. Eine Frage, die wohl jeden Menschen irgendwann im Leben bewegt. Hier soll auch sein ganz besonderer Lobpreis entstanden sein, der Gott in immer neuen Namen und Eigenschaften preist. Ganz wie die die Tradition der „100 Namen Allahs“ im Islam:

„Du bist die Weisheit.

Du bist die Geduld“, heißt es darin zum Bespiel.

„Du bist die Sicherheit, die Gerechtigkeit, die Freude und Fröhlichkeit …“ Und wir haben uns einladen lassen, in diesen Lobpreis des Franziskus mit unseren je eigenen „schönsten Namen Gottes“ einzustimmen.

Ein Streifzug durch den mittelalterlichen Stadtkern von Spoleto, ein Rundgang durch den beeindruckenden Dom, in dem das Original eines Briefs von Franz an seinen Gefährten Leo aufbewahrt wird, waren die Stationen des Nachmittags, ehe wir schließlich zum Ende des Tages auf schmalen Wegen durch die in allen nur denkbaren Grüntönen leuchtende umbrische Landschaft mit dem Kloster San Felice das letzte Ziel dieses Tages angesteuert haben.

„ubi caritas et amor, deus ibi est.“ – Wo Menschen sich mit Interesse aneinander, mit Wertschätzung und Respekt füreinander begegnen, wo sie im besten Sinn „menschlich“ miteinander umgehen – da ist Gott. „Liebe“ - vielleicht der schönste Name Gottes - in allen Religionen.

Barbara Deifel-Vogelmann

Assisi | Montag, 24. April 2023


1. Tag Mensch werden - Menschenliebe

Heute stehen Stationen in Assisi auf dem Programm. 
Ebenso der Weg und Aufenthalt von San Masseo und San Damiano.

 

San Masseo ist bedeutsamer Ort im Leben des Heiligen Franziskus. Durch die Schlüsselerfahrungen ändert er seinen Lebensweg und wandelt sich vom reichlich egozentrischen Kaufmann und Kämpfer zum Freund der Armen und Ordensgründer. 


 

Die Heilige Klara findet mit ihren Schwestern eine sesshafte Form, als „Pilgerin auf Erden“ zu leben. Sie Gründet mit Hilfe von Franziskus eine Frauengemeinschaft in der kleinen Kirche von San Damiano. 

2011 treffen sich die Religionen in Assisi als „Pilgernde zu Wahrheit und Frieden“. Vor unserem gemeinsamen Essen teilen wir das Gebet bei Interreligiösen Begegnungen.

Gott, der du alles geschaffen hast, wir beten in Ehrfurcht zu dir, getrieben von dem Traum, dass ein harmonisches Zusammenleben zwischen den Menschen möglich ist. Wir kommen aus den unterschiedlichsten Traditionen, wir sind geprägt von gemeinsamen Glaubens- und Lebensweisheiten, aber auch von tragischen Missverständnissen; wir teilen große Hoffnungen und erste bescheidene Erfolge. Jetzt ist es für uns an der Zeit, dass wir einander im Bewusstsein unserer Vergangenheit begegnen, mit ehrlichen Absichten, mit Mut und der Bereitschaft, einander zu vertrauen, in Liebe und Zuversicht.
Lass uns das, was wir teilen, als gemeinsames Gebet der Menschheit vor dich bringen; und lass uns das, was uns trennt, als Zeichen der wunderbaren Freiheit der Menschen ansehen. Lass uns in unserer Verbundenheit und in unserer Verschiedenheit nicht vergessen, dass du, Gott, ein und derselbe bist.
Möge unser Mut unseren Überzeugungen gleichkommen, und möge unsere Aufrichtigkeit so groß sein wie unsere Hoffnung. Möge unser gemeinsamer Glaube an dich uns einander näher bringen. Mögen unsere Begegnung mit der Vergangenheit und unsere Erfahrungen in der Gegenwart Segen bringen für unsere Zukunft. Amen. (Jonathan Magonet)

Pia Theresia Franke

Assisi, Sonntag 23. April 2023 


 

Telegramm aus Assisi | Abfahrt bei leichtem Regen mit guter Laune | Wir finden uns an den vereinbarten Haltepunkten ein | Alle eingesammelt und nun auf dem Weg nach Assisi | Kaffee in der Schweiz: Lagebesprechung - fahren wir durch den Gotthard Tunnel? | Gotthard Tunnel 17 km - erst Blockabfertigung - dann eine Spur | Ankunft in Assisi | Nach dem Abendessen haben wir uns gemeinsam mit Bruder Niklaus zu einem ersten Kennenlernen zusammengefunden und die Planungen für den ersten Tag in Assisi abgestimmt.

Pia Theresia Franke


Sonntag, 23. April 2023; Heute begann die Anreise nach Assisi zur Interreligiösen Begegnung. Insgesamt 16 Personen aus den drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam),  Mitarbeitende der Keppler-Stiftung, des Diözesancaritasverbandes, der Stiftung St. Elisabeth sowie Freunde des Interreligiösen Dialogs haben sich auf den Weg gemacht, um auf den Spuren des Heiligen Franziskus den gemeinsamen Auftrag zum friedlichen und respektvollen Zusammenleben zu ergründen. In den kommenden Tagen veröffentlichen wir in dieser Rubrik Eindrücke und Gedanken dieser wertvollen Begegnung und Spurensuche.

Bernd Reiser

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